(Hardcore Punk / Streetpunk) SS-Kaliert - SubZero - 2011, MP3, V0

Ordentlich nach vorne und direkt auf die Fresse! Genau so präsentieren sich die deutschen Streetpunker von SS-KALIERT auf ihrem nunmehr dritten Langspieler namens "Subzero".
Vom ersten Ton an wird man dank sehr guter Produktion eingefangen in eine Wand aus fetten Punkrockgitarren, anspruchsvollen und vor allem aussagekräftige Lyrics und sehr melodischen Rhythmiken die einem auf "Subzero" in Form von 13, zum grössten Teil sehr gut gemachten Songs, gebannt ins Ohr springen.
Die Band hat in der Vergangenheit schon für viel Aufsehen gesorgt. Einerseits durch einen vergangenen Plattendeal mit dem rennomierten, amerikanischen Streetpunk Label namens "Punkcore Records", andererseits durch eine Hand voll Diffamierungen, die in einer Anklage wegen "Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole" mündeten.
Die Band lässt sich über die Jahre nie runterziehen und sie erspielt sich, nicht zuletzt durch kontinuierliche Bühnenpräsenz, eine solide Fanbase. Mit ihrem dritten und aktuelle Album, welches auf dem Label "People Like You Records" erscheint, sind sie nun auch soundtechnisch eine großen Sprung nach vorne zu gegangen. Produziert wurde das Werk von Waldemar Sorychta, der schon für solche Kapelle wie SODOM und MOONSPELL gearbeitet hat. Und das merkt man dem Album auch an. Trotzdem ist "Subzero" ein Punkalbum, welches speziell bei solchen Songs wie 'Vorhang Auf', 'Burn Down' oder beispielsweise 'IDH2' deutlich wird. Neben grundsolider Punkgitarren überzeugt der Silberling mit ausgetüftelten Drum- und Gitarrenparts. Und wo wir schonmal bei den Gitarrenklängen sind: SS-Kaliert ist es gelungen, so manche "Frickel-Gitarre" einzubauen, ohne dass der Druck einer "amtlichen Punkgitarre" verloren geht - und daran sind ja schon so manche Bands gescheitert.
'Make Them Crash' beispielsweise legt den Vergleich mit solchen "80er-Hardcore-Ikonen" wie BODY COUNT oder den SUICIDAL TENDENCIES nahe; hier lassen sie ihre Affinität zum Hardcore Punk stark durchblicken. Mit 'Der Parasit' bekommt dieses Album sogar etwas Tiefgang und der Band gelingt es, trotzdem ihre "Härte" bei jedem Song beizubehalten und auch nachdenklich zu stimmen.
Fazit: SS-KALIERT avangieren mit "Subzero" zu einer der Aushängeschilder im Bereich Streetpunk und Hardcore 2011. Wobei das Album auch den ein oder andere Punk`n`Roller und Metaller ansprechen wird. Wenn man sich die Historie von SS-KALIERT`s Discografie ausschaut ist dieses Album ein "Quantensprung" im Vergleich zu den Vorgängern.
Anspieltipps: Vorhang auf, Subzero, Der Parasit, Russian Roulette
Nico Quendler
Auf der letzten Flugreise gab es an Board winzige Tütchen mit Salzbrezeln, die zu Flugbeginn vom Personal ausgegeben wurden. Sinnfrei, lapidar und erst recht nicht sättigend, aber für den Moment eine nette kleine Aufmerksamkeit. Benny, Thorsten, Moritz, A.G. und Fab aka. SS-KALIERT haben ebenfalls Erfahrungen mit langen Flugreisen, aber sicher nichts mit drögen Salzbrezeln am Hut. Trotzdem kann sich „Subzero" genau wie jene Tütchen nur in gewissen Momenten als „passend" und „spektakulär" etablieren.
Seit 8 Jahren machen die Ruhrpottler mit dem markant provokativen Bandnamen ihre Runden durch Deutschland, die USA oder auch Russland. Das dritte Release in Albumlänge teilt gewohnt auf voller Länge aus, vom knüppelnden Start „Vorhang Auf" über raue und zäh hetzende Nummern wie "Sayonara" oder "Unnerwegs" strecken sich aggressive und rohe Hardcore- und Highspeed-Streetpunkmomente, die nicht viel Platz für Schnörkel oder Verschnaufpausen lassen. "Make Them Crash" oder "Sub-Zero" allerdings sind ebenso wenig mit Abwechslung oder Eigenmarke ausgestattet, verschwinden genauso schnell, wie sie gekommen sind, wieder in der Versenkung der tristen Pott-Schluchten. "Der Parasit" fällt zumindest im Ansatz aus dem Rahmen, "Good News" versucht sich an treibendem, amerikanisch angelehnten Streetpunk. "Subzero" schafft es leider zu keinem abschließend klaren "Aha!" oder "Jawoll!", das gute Dutzend Songs bringt es allenfalls auf ein "Hm. Na gut..." Spielerisch und von Seiten der Produktion trifft hier der Nagel direkt den gespikten Iro, denn fett, sauber und doch rotzig genug und authentisch ist das Produkt alle Male. SS-KALIERT tätig(t)en große Schritte und gehören mittlerweile zur ernstzunehmenden Gegenwartsbrut der deutschsprachigen Hardcorepunkszene, doch der Silberling erfährt Song um Song leichte Stagnation, trotz des anhaltenden Schwunges (und der tierischen Ralle Richter-Sprüche).
Möge man Staat, Faschisten und Unrecht den musikalischen Mittelfinger so deutlich zeigen, wie die Knüppelkumpel aus dem Ruhrgebiet es vormachen - von diversen deutschen (Genre-)Kollegen wurde dieses Vorhaben aber bereits tiefgründiger und versierter bestritten. „Subzero“ und die ollen Bretzeln - beides sollte auf Dauer nicht übermäßig genossen werden.

Bis zur aktuellen dritten Langrille "Subzero" war mir SS-KALIERT nur als ordentliche Live- Band ein Name, denn ich habe mich bis dato gescheut, die Hardcore Punker auf Konserve zu hören. Was auf der Bühne abgeht, muss auf CD nicht unbedingt auch so rüber kommen, wie man von vielen Hardcore-Nieten-Iro-Punkbands weiß.
Doch was einem schon beim Opener "Vorhang auf" entgegenschlägt, lässt den Adrenalinspiegel sogleich in die Höhe schnellen. Was sofort auffällt ist der knallige Sound, für den sich Waldemar Sorychta verantwortlich zeigt, der schon GRIP INC., TIAMAT, THERION, SENTENCED und DESPAIR zu einem eigenständigen und druckvollen Sound verholfen hat. Nichts scheppert, kein Feedback, keine Kinderzimmertrommeln! Die Gitarren sind echt fett, aber nicht zu metallisch, der Bass bollert wild drauf los und das Schlagzeug kommt trocken und wuchtig aus den Lautsprechern geknallt, so das alles zusammen eine massive Einheit ergibt.
Der zweite Song, selbstbetitelt, geht nahtlos über in den Titel-Track. Bereits an dieser Stelle weiß der Hardcore Punker, er hat eine Perle unter den aktuellen Scheiben dieses Genres auf dem Plattenteller liegen. Die fünf Nordrhein-Westfalen wüten sich regelrecht durch die ersten Songs. Das heisere Gebrüll ist wunderschön aggressiv, zugleich aber nicht zu aufgesetzt, so dass die deutsch-englischen Texte ein hohes Maß an Durchschlagskraft bewahren. Bei aller Wut lassen SS-KALIERT auch mal Raum für Street Punkige Passagen, aber meistens wird das Tempo hoch gehalten. Mit dem manischen "Der Parasit" bringen SS-KALIERT die notwendige Abwechslung ins Spiel, ohne auch nur einen Zentimeter von ihrer Linie zu verlieren. Hin und wieder finden sich auch Metal-Mosh-Parts in die Songs ein, was diese auflockert. Auch mal rockig wie bei "Good News" können es SS-KALIERT angehen lassen, obwohl es sich dabei um den schwächsten Songs auf "Subzero" handelt. Als Highlight sind das metallische "Jetzt oder nie!" und die nach der Band benannte Mitgröhl-Nummer zu erwähnen.
Nach einer guten halben Stunde sind SS-KALIERT fertig und haben einen mächtigen und bleibenden Eindruck hinterlassen. Das, was man von TOTAL CHAOS erwartet hat, lassen die Mitteldeutschen Punks über den Tisch wachsen: wütender, energiegeladener und direkter Hardcore-Punk, nicht ganz frei von Klischees, aber mit diesen kleinen Momenten, die die Songs aufwerten und "Subzero" für jede Nieten-Iro-Punk-Sammlung notwendig machen.
Habi
Es geht schon wieder los, dank des selten dämlichen Bandnamens und seiner Schreibweise hatten die Ruhrpott-Punks von SS-KALIERT schon des öfteren Ärger mit Justiz und Presse und auch jetzt weigerte sich mit EMI der Vertrieb ihres neuen People Like You Labels die CD in die Regale zu hieven. Erst die Änderung der Schreibweise auf dem CD-Cover sorgte für eine Veröffentlichung.
„Subzero“ ist erst das dritte Album der Band, die schon seit 2008 unterwegs ist und sich auch schon international dank ihres ersten Labels einen Ruf v.a in der Crust-Punk-Szene erspielt hat. Nun also der nächste Streich über People Like You Records aus Dortmund für den man mit Waldemar Sorychta einen Produzenten engagieren konnte, der auch schon bei Bands wie SODOM und MOONSPELL die Finger an die Regler legen durfte.
Schon beim Einlegen der Scheibe wird klar, dass sich im Hause SS-KALIERT ordentlich was getan hat. Ein super Sound und eine feine Produktion unterstützen die 13 Songs, die etwas über 30 Minuten kompromisslos nach vorne drücken. Hier und da sind noch Crust-Augenblicke auszumachen, aber immer mehr geht es in Richtung New York Hardcore und man erinnert an eine frische Version von AGNOSTIC FRONT.
Melodie und ruhige Parts sucht man auf „Subzero“ vergeblich, die letzten Jahre schien sich einiges angestaut zu haben und so werden die Texte wie immer rotzig rausgebrüllt. Punkhymnen zum Mitschunkeln liefern andere, hier darf (jedenfalls auf der Tanzfläche) zerstört werden und nach den 30 Minuten des Albums ist der Iro nach hinten geföhnt.
SS-KALIERT sollten mit „Subzero“ in der Hand und People Like You im Rücken einen gewaltigen Schritt nach vorne machen und ihre Fanschar im Hardcore und Punk-Bereich enorm ausdehnen. Eines der besten Punk Alben 2011.
Björn Gieseler